Eine kleine Auszeit vom Alltag - so habe ich die Feierabendwanderung mit meiner Freundin Beate und drei weiteren Teilnehmern erlebt. Wir wanderten vom Fuße des Nikolausbergs in Würzburg hinauf zu den Weinbergen, die ich so liebe. Auf halber Strecke sagte eine Teilnehmerin: „Wartet mal!“ Da überraschte uns ein wirklich außergewöhnlicher Blick auf Würzburg – ein wunderschönes Postkartenmotiv. Während der Wanderung habe ich schnell bei mir bemerkt, wie sehr mich das Gehen in der Natur zur Ruhe kommen lässt; und wie viel Spaß dabei in der Gemeinschaft entsteht.
Nachdem unser Weg ein kleines Stück durch die Weinberge ging, gelangten wir zu einer kleinen, eingezäunten Kneippwiese. Wie herrlich war es dort, bei diesem warmen Wetter die Schuhe ausziehen zu können und barfuß über die Wiese zu laufen! Beate stellte uns dann ein paar Achtsamkeitsübungen vor. Die Übung zur „Entidentifikation von Gefühlen, Körper und Bedürfnissen“ kannte ich zwar schon, doch es ist ja jedes Mal anders, wenn sie angeleitet wird und ich die Worte zu mir selber sagen kann: „Ich bin nicht das Gefühl, ich habe das Gefühl!“
Diese Übung tat gut und war „genau richtig“, um vom Alltag los zu lassen und im Hier und Jetzt sein zu können.
Dass das Kneippbecken, das wir dort vorfanden, veralgt war, hat mich nicht davon abgehalten, an so einem schönen Tag im Storchenschritt durchs Wasser zu gehen.
Weiter ging es dann über einen Feldweg in ein Waldstück, wo jeder sich einen Baum aussuchen durfte, um zu spüren, was einem der Baum alles geben kann.
Ich suchte mir einen etwas scheppen Baum aus, der sehr schräg gewachsen und vom Wetter und menschlichen Einflüssen gezeichnet war.
Ich spürte in mich hinein, spürte die Rinde des Baumes, und dachte: “Du bist gut so, wie du bist. Mit all deinem Schrägsein, deinen Macken und Wunden.“ Und ich spürte auch, dass der Baum stark und flexibel war.
Und ich dachte: „Das kann ich ja 1:1 auf mich übertragen!“
– Was für eine tolle Übung!!!
Über die Frankenwarte wanderten wir danach etwas versteckt in einer Seitenstraße Richtung Guggelesgraben. Woher dieser Name kommt, dafür gibt es mehrere unterschiedliche Quellen. Die eine davon besagt, dass man „Guggali“ mit Kinderaugen verglichen hat. Diese Erklärung hat mir am besten gefallen, da sie den Namen vom Wort „guggen“, also „schauen“ ableitet.
Das letzte Stück liefen wir schließlich in Stille und so konnten wir erfahren, wie laut doch unsere Umgebung ist und was da alles so kreucht und fleucht im Wald.
Eine Abschlussrunde hielt unsere Erfahrungen fest.
Danke, liebe Beate.
Achim Horras
Comments